Das Anzeigeverhalten beim Spürhund
Anzeigeverhalten in der Spürhundearbeit
Was genau bedeutet das eigentlich?
Ich möchte euch hier einen groben Überblick geben, was das Anzeigen bedeutet.
Es gibt viele Möglichkeiten der Anzeige. Grob gesagt reicht das von der aktiven Anzeige durch Verbellen, Bellen, Kratzen, Scharren oder Apportieren bis hin zu einem passiven Anzeigeverhalten, bei dem der Hund beim Fund in einer Position verharrt – liegend, stehend oder sitzend mit Blick zum Fund.
Wir nutzen die aktive Anzeige beispielsweise beim Finden von Menschen in der Rettungshundearbeit, wenn der Hund eine vermisste Person gefunden hat, oder beim Verbellen in der Diensthundearbeit, wenn der Hund einen „Täter“ gestellt hat.
Das Verbellen bei der Suche hat den Vorteil, dass wir es auch auf größere Distanzen hören und der Hund uns so zur Zielperson führt. Ein Hund, der in diesem Zusammenhang passiv durch Verharren an der Person anzeigen würde, könnte uns nicht zur vermissten Person führen, wenn diese außerhalb unseres Sichtbereichs gefunden wird.
Die passive Anzeige beim Finden – durch Verharren und direktes Fixieren des gesuchten Geruchs – nutzen wir beispielsweise in der Spürhundearbeit beim Zoll oder der Polizei, wenn der Hund nach Betäubungsmitteln oder Sprengstoff sucht. Auch bei der Suche nach Bettwanzen wird diese Form der Anzeige verwendet. Der Vorteil liegt darin, dass der Hund uns gezielt zeigt, wo genau sich der Geruch befindet.
Betrachten wir die Anzeige durch Starren und Verharren, auch Fixieren genannt. Wie genau soll eine passive Anzeige aussehen? Der Hund starrt auf den Bereich, in dem sich der Geruch befindet. Doch wie genau wollen wir das sehen? Der Hund kann mit Abstand zum gesuchten Geruch anzeigen oder direkt mit der Nase am Fundort.
Ein Sprengstoffspürhund zeigt idealerweise mit etwas Abstand zur Fundstelle an. Ein Bettwanzenspürhund hingegen zeigt mit der Schnauze möglichst nah am Fund an. Würde der Hund beispielsweise einen Schrank oder ein Bett mit Abstand fixieren, wäre es schwierig, die Bettwanze zu lokalisieren, da der Bereich zu groß ist. So wäre es für uns Menschen schwer, die Bettwanze tatsächlich zu finden.
Es gibt viele weitere Einsatzbereiche, in denen wir die Suchleistung unserer Hunde nutzen.
Kehren wir zur Anzeige durch Starren und Verharren zurück. Wie genau soll die Anzeige unseres Hundes aussehen? Es ist wichtig, einen genauen Plan zu erstellen, wie und in welcher Position der Hund anzeigen soll. Dieser Plan sollte konsequent trainiert werden. Wenn es sich um eine passive Anzeige durch Sitzen und Starren handelt, ist es ebenso entscheidend, wie nah der Hund am Fund anzeigen soll. Nur dieses Verhalten sollte trainiert und belohnt werden.
Im obigen Video zeigt mein Hund einmal mit Abstand und einmal direkt am Fund an. Was passiert, wenn ich beide Varianten trainiere und belohne? Es entsteht ein Mischverhalten. Der Hund zeigt mal das eine, mal das andere.
Wollen wir das bei einem Bettwanzenspürhund sehen? Nein, das ist nicht zielführend. Ein Mischverhalten führt dazu, dass unser Hund nicht klar versteht, was von ihm erwartet wird.
Ein ähnliches Beispiel: Ein Hund hat das Sitzverhalten gelernt, das er direkt auf unser Signal hin ausführen soll. Wir bestätigen und belohnen dies mit Futter. Fordern wir ihn zum Sitzen auf und er setzt sich erst nach der zweiten oder dritten Aufforderung, belohnen wir ihn trotzdem, weil er es schließlich getan hat.
Doch was trainieren wir in diesem Fall wirklich? Wir bringen dem Hund bei, dass es sich lohnt, sich sowohl sofort als auch nach der dritten Aufforderung zu setzen. Beides wird belohnt.
Was Belohnung für einen Hund bedeutet, ist individuell unterschiedlich. Es kann Futter, Spiel oder das Hineinspringen in einen See sein.
Wollen wir wirklich, dass der Hund erst auf die dritte Aufforderung reagiert? In der Regel nicht. Wir erwarten, dass sich der Hund direkt beim ersten Signal setzt. Daher sollten wir den Hund nicht belohnen, wenn er sich erst nach der dritten Aufforderung hinsetzt – egal, wie süß er uns dabei anschaut.
Dieses Prinzip zieht sich durch viele Bereiche der Hundeerziehung. Wenn wir ein Verhalten genauso sehen wollen, wie wir es geplant haben, sollten wir ausschließlich dieses eine, richtige Verhalten belohnen. Andernfalls entsteht ein Verhalten im Graubereich – weder Fisch noch Fleisch.
Vielleicht erkennst du dich in diesem Graubereich wieder. Er kann frustrierend oder problematisch sein. Dein Hund läuft zum fremden Hund, obwohl du ihn gerufen hast. Er soll warten und sich zurücknehmen, doch er tut es nicht.
Aus Hundesicht muss er das auch nicht, denn genau dieses Verhalten haben wir ihm beigebracht.
Dieses kleine Beispiel zeigt, dass es sich immer lohnt, nur das Verhalten zu belohnen, das wir tatsächlich von unserem Hund sehen wollen. Alles andere erschwert es dem Hund, uns zu verstehen.
Gleiches gilt für das Anzeigeverhalten, wenn der Hund etwas gefunden hat.
Denke immer daran, wie genau du ein Verhalten sehen möchtest. Trainiere und belohne nur das richtige Verhalten, das deinem Plan entspricht.
Diese Zeilen sind nur ein grober Einblick in die Bedeutung der Belohnung von Verhalten.
Bleibt klar und haltet euch an eure Vorgaben. Wenn etwas nicht klappt, überdenkt euren Plan und geht gegebenenfalls Trainingsschritte zurück oder plant diese kleiner als bisher. Es ist nicht schwer – es fällt uns nur manchmal schwer, uns daran zu halten.