12.01.2025

Antijagdtraining Anzeigeverhalten " Vorstehen am Wild"

Ausgangslage:

In der Vergangenheit habe ich mit meiner Hündin Maybe das Vorstehen am Wild geübt. Schon als Welpe zeigte Maybe ein ausgeprägtes Jagdverhalten: Sie hat Vögel gefangen und getötet, Mäuse erbeutet und gefressen, sowie ein Wildkaninchen auf meinem Gelände erlegt. Maybe macht auch vor Katzen keinen Halt.

Dieses Beutefangverhalten war für mich ein großes Problem, da es nicht kontrollierbar war und ich Maybe nicht sicher im Freilauf führen konnte – was für mich jedoch enorm wichtig ist, wichtiger als jedes andere Verhalten. Maybe musste lernen, das sie auf dem eigenen Gelände, Vögel und Mäusen erst mal nachgehen kann, da das Grundstück nicht jederzeit überall einsehbar ist. Außerhalb vom Gelände/Grundstück ist das absolut nicht erlaubt.

Maybe gehört zur Gruppe der Koppelgebrauchshunde/Hütehunde und ist somit weder ein klassischer Jagdhund noch ein Vorstehhund. Dennoch war das Antijagdtraining mit Vorstehen am Wild ein wichtiger Schritt für uns, um ihre Impulskontrolle zu verbessern und sie davon abzuhalten, jedem Tier hinterherzujagen.

Da ich meine Hündin im Freilauf ohne Leine führen möchte, ist es für mich absolut essenziell, dass sie nicht jagen geht – nicht einmal im Ansatz. Maybe darf den Spazierweg nicht verlassen egal wie schmal der auch ist und sollte mir anzeigen (zum Beispiel durch Vorstehen), dass Wild in der Nähe ist. Hinterherspringen oder Verfolgen von Wild ist für mich unter keinen Umständen akzeptabel.


Test des Trainings:

Ich bin zu einem Wildreichen Gebiet gefahren und dort spazieren gegangen. Da Maybe das Vorstehen am Wild gut beherrscht und zuverlässig umsetzt, habe ich getestet, wie lange sie es schafft, nicht hinter Wild herzujagen. Anfangs hat sie das Training gut gemeistert, doch die Anspannung – was auch im Video deutlich zu erkennen ist – wurde mit jeder Wiederholung größer.

Nach etwa 15 Wiederholungen hat Maybe die Kontrolle verloren. Plötzlich raste sie auf eine kleine Lichtung zu. Glücklicherweise konnte ich sie mit meinem Rückrufsignal und einem zusätzlichen Markersignal dennoch stoppen, sodass sie sofort zu mir zurückkam. Ich musste aber alles einsetzen, das sie auf dem Absatz kehrt gemacht hat.


Warum hat Maybe die Kontrolle verloren?

Im Video ist zu sehen, dass Maybe bei den ersten Wiederholungen noch gut und kontrolliert mit der steigenden Anspannung umgegangen ist. Doch mit jeder weiteren Übung wurde die Anspannung so groß, dass sie ihre Impulskontrolle nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Der Grund dafür ist, dass Impulskontrolle endlich ist – selbst bei einem gut trainierten Hund. Je häufiger ein Hund in Situationen extremer Anspannung gebracht wird, desto mehr steigt sein innerer Druck. Irgendwann „explodiert“ der Hund und handelt impulsiv, weil die Selbstkontrolle überfordert ist. Genau das ist in diesem Fall passiert.



Ergebnis:

Was passiert, würde ich solche Tests bei Maybe öfter machen?

  • Verschlechterung der Impulskontrolle: Maybe könnte zunehmend überfordert sein, was dazu führt, dass ihre Impulskontrolle insgesamt schlechter wird.
  • Aufbau von Appetenzverhalten: Durch das häufige Ausreizen entsteht ein ungesundes Jagdfokussieren. Maybe könnte beginnen, den Spaziergang ausschließlich mit der Erwartung zu verbinden, dass Wild involviert ist. Dadurch geht ihr Fokus auf mich als Hundeführerin komplett verloren.
  • Rückschritte im Training: Es besteht die Gefahr, dass Maybe das Vorstehen am Wild nicht mehr zuverlässig zeigt und stattdessen wieder beginnt, direkt zu jagen.

Zusammenfassung und Empfehlung:

Damit dein Training erfolgreich bleibt, solltest du die Anspannung deines Hundes genau beobachten und frühzeitig eingreifen, wenn sie zu groß wird. Führe deinen Hund in stressigen Situationen lieber an der Leine und biete ihm Alternativen an – beispielsweise einfache Übungen wie Sitz oder Platz, ein Rückrufsignal oder ein kurzes Spiel um den Fokus umzulenken.

Denk daran: Ein Training, das deinen Hund konstant überfordert, kann langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen. Impulskontrolle verbessert sich nicht durch das ständige Ausreizen der Grenzen – ganz im Gegenteil. Stattdessen helfen gezielte, kleinschrittig aufgebaute Übungen, stressfreie Übungen und positive Erfahrungen dabei, das Verhalten deines Hundes nachhaltig zu festigen.