Hundeverstand Respekt und Rücksicht
„Hundeverstand“
Respekt und Rücksicht: Hundebegegnungen entspannt gestalten
Jeder Hund ist anders. Manche Hunde lieben es, neue Freunde zu treffen, während andere unsicher sind, Angst haben oder sich sogar aggressiv zeigen, wenn ihre Wohlfühldistanz unterschritten wird. Besonders kritisch wird es oft, wenn Hunde an der Leine sind – ihre natürliche Kommunikation ist eingeschränkt, was die Situation zusätzlich erschwert.
Als verantwortungsvolle Hundehalter tragen wir dazu bei, dass Begegnungen zwischen Hunden so stressfrei wie möglich verlaufen. Es ist wichtig, vorausschauend zu handeln und Rücksicht auf andere Hunde und Halter zu nehmen.
Warum Rücksicht so wichtig ist
Hunde haben individuelle Grenzen, die wir respektieren sollten. Wird die Distanz zu einem anderen Hund unterschritten, kann das Angst, Stress oder sogar aggressives Verhalten auslösen. Gerade Hunde, die aus bestimmten Gründen an der Leine geführt werden, erleben ungefragte Annäherungen oft als äußerst unangenehm.
Solche Erlebnisse können langfristige Folgen haben: Ein Hund, der immer wieder bedrängt wird, lernt womöglich, andere Hunde durch aggressives Verhalten auf Abstand zu halten – nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung.“
Unser aller Ziel sollte es sein, Situationen zu vermeiden, die Hunden und ihren Haltern schaden. Und dafür gibt es ein paar einfache Grundregeln.
Rücksicht und Respekt: Ein Ehrenkodex für Hundehalter
Hier sind einige Verhaltensweisen, die den Alltag für uns alle entspannter machen können:
- Kein Kontakt ohne Erlaubnis
Dein Hund sollte niemals ungefragt zu einem angeleinten Hund laufen – auch nicht, wenn er der freundlichste Hund der Welt ist. Wenn dein Hund im Freilauf ist und ihr einem angeleinten Hund begegnet, rufe ihn unaufgefordert zurück und Leine ihn an. So habt ihr genug Zeit, die Situation in Ruhe zu klären. - Mehrere Hunde im Freilauf
Wenn du mit mehreren Hunden unterwegs bist, nimm sie alle an die Leine, sobald fremde Hunde auftauchen. Sollte ein gemeinsames Spiel gewünscht sein, können die Hunde langsam und kontrolliert wieder von der Leine gelassen werden. - Frontale Begegnungen vermeiden
Hunde empfinden frontales Aufeinander zugehen oft als unangenehm oder bedrohlich. Stattdessen hilft es, einen kleinen Bogen zu laufen. So wird die Spannung aus der Situation genommen. - Kein Anschleichen oder Hetzen
Auch wenn es spielerisch aussehen mag – Anschleichen oder Hetzen löst bei vielen Hunden Stress aus. Lass solche Situationen gar nicht erst entstehen. - Keine Fremdfütterung oder Streicheln
Füttere oder streichle fremde Hunde nur, wenn der Halter ausdrücklich zugestimmt hat. Das vermeidet Missverständnisse und Konflikte. - Rücksicht auf Ressourcen
Futter, Spielzeug oder andere Ressourcen können in Hundegruppen zu Konflikten führen. Sei in solchen Situationen besonders achtsam. - Sauberkeit und Hygiene
Nimm den Kot deines Hundes immer auf und entsorge ihn ordentlich. Das ist nicht nur hygienisch, sondern schützt andere Hunde auch vor möglichen Krankheiten. - Entschuldigung bei Fehlern
Wenn mal etwas schiefgeht, hilft eine ehrliche Entschuldigung oft, die Wogen zu glätten. Tauscht Kontaktdaten aus, falls es notwendig wird, einen Tierarzt aufzusuchen.
Warum Hunde an der Leine geführt werden
Es gibt viele Gründe, warum ein Hund an der Leine geführt wird. Vielleicht ist er krank, verletzt oder erholt sich von einer Operation. Es kann auch sein, dass er noch unsicher im Umgang mit Artgenossen ist, Angst hat oder ein Training absolviert. Auch läufige Hündinnen, Hunde mit starkem Jagdtrieb oder solche, die noch keinen zuverlässigen Rückruf haben, sind an der Leine besser aufgehoben.
Indem wir respektieren, dass ein Hund an der Leine geführt wird, tragen wir dazu bei, unnötigen Stress oder Konflikte zu vermeiden.
Konflikten vorbeugen
Ein paar zusätzliche Tipps können helfen, problematische Situationen von vornherein zu vermeiden:
- Trainiere einen zuverlässigen Rückruf, damit dein Hund sofort reagiert, wenn du ihn rufst.
- Behalte deinen Hund im Freilauf immer im Blick und rufe ihn vor unübersichtlichen Stellen wie Wegkreuzungen zurück.
- Achte auf die Körpersprache deines Gegenübers – sowohl die des Hundes als auch die des Halters. Wenn jemand seinen Hund an die Leine nimmt oder deutlich auf Abstand geht, hat er bestimmt einen guten Grund dafür.
Gemeinsam für ein harmonisches Miteinander
Wenn wir uns alle an diese einfachen Regeln halten, können wir viele Missverständnisse und Konflikte vermeiden. Am Ende haben wir doch alle dasselbe Ziel: Wir möchten, dass es unseren Hunden gutgeht, und wir möchten, dass Begegnungen mit anderen Hunden möglichst entspannt verlaufen.
Mit ein wenig Rücksicht, Empathie und Hundeverstand können wir dazu beitragen, dass Spaziergänge für alle eine angenehme Erfahrung werden.
Warum ein sicherer Rückruf unverzichtbar ist
Einen Hund frei laufen zu lassen, erfordert Verantwortung und klare Kontrolle. Dein Hund sollte stets in einem sicheren Radius bleiben und zuverlässig auf deinen Rückruf reagieren – ohne Ausnahme. Wenn du nicht sicher sagen kannst, dass dein Hund sofort zu dir zurückkommt, sollte er nicht ohne Leine geführt werden. Es ist respektlos gegenüber anderen Hundehaltern, deren Hunde angeleint sind oder die bewusst keinen Kontakt wünschen.
Was passiert, wenn der Rückruf nicht funktioniert?
- Belastung für angeleinte Hunde
Ein freilaufender Hund, der ungefragt auf einen angeleinten Hund zuläuft, verursacht Stress. Der angeleinte Hund hat keine Möglichkeit, auszuweichen oder sich auf natürliche Weise zu verhalten. Er fühlt sich bedrängt und kann in der Folge Unsicherheiten entwickeln oder aggressives Verhalten zeigen. - Schlechtere Lernerfahrungen für den angeleinten Hund
Wiederholte Begegnungen mit „Tut-nix-Hunden“ – freilaufenden Hunden, die nicht zuverlässig abrufbar sind – können negative Verhaltensweisen beim angeleinten Hund auslösen. Manche Hunde lernen, schon aus der Distanz aggressiv zu reagieren, um potenziell unangenehme Situationen zu vermeiden. Das Verhalten zeigt sich dann auch schon bei ganz jungen Hunden, die dieses Verhalten dann festigen und immer direkt aggressiv auf andere reagieren. Das wünscht sich niemand. - Verstärkung unerwünschten Verhaltens beim freilaufenden Hund
Wenn dein Hund immer wieder die Erfahrung macht, dass er ungefragt auf andere Hunde zulaufen darf und deine Signale ignorieren kann, verstärkt sich dieses Verhalten. Je häufiger er merkt, dass er seinem Verlangen nach gehen kann, nicht zurückgerufen wird oder dass ein „Entschuldigung, der tut nix“ die Begegnung „rettet“, desto schwieriger wird es, später verlässlich an seinem Rückruf zu arbeiten. - Gefährdung der Sicherheit aller Beteiligten
Ein unkontrollierter Hund kann nicht nur andere Hunde stressen, sondern auch Menschen in Gefahr bringen, etwa indem er Jogger, Kinder oder Fahrradfahrer erschreckt oder anspringt.
Warum Rücksicht mehr als eine Höflichkeit ist
Manchmal höre ich Sätze wie „Der tut nix“ oder „Das hat er noch nie gemacht.“ Doch das spielt keine Rolle, wenn dein Hund nicht auf Rückruf reagiert oder ungefragt auf andere Hunde zuläuft. Für den anderen Hundehalter – insbesondere, wenn sein Hund angeleint ist – zählt nur, dass er die Kontrolle über die Situation behalten möchte und nicht außenstehende fremde Menschen.
Egal, ob dein Hund jung und verspielt ist, ob er „eigentlich“ immer zurückkommt oder ob es ein „Ausrutscher“ war: Solche Begegnungen können für den anderen Hund (und Halter) negative Folgen haben. Du hast keine Möglichkeit zu wissen, warum der andere Hund an der Leine geführt wird:
- Gesundheitliche Gründe: Der Hund könnte verletzt oder krank sein.
- Unsicherheit oder Aggression: Der Hund könnte ängstlich oder aggressiv auf andere Hunde reagieren.
- Training: Vielleicht arbeitet der Halter gerade daran, das Verhalten seines Hundes zu verbessern.
Die Entscheidung, ob Kontakt erlaubt ist, liegt immer beim angeleinten Hundehalter – und nicht bei dem, dessen Hund sich nicht abrufen lässt. Es ist auch grundsätzlich völlig egal und bedarf keine Argumentation warum jemand seinen Hund an der leine führt.
Das Problem mit Entschuldigungen
Es mag freundlich gemeint sein, sich zu entschuldigen, wenn dein Hund jemanden belästigt oder nicht auf Rückruf hört. Sofern die Entschuldigung auch tatsächlich so gemeint ist und es wirklich eine Ausnahme war, das der Hund nicht zurück gekommen ist.
14.01.2024